Belichtungszeiten in der Fotografie – So findest du für jedes Foto die richtige Einstellung

Das Thema Belichtung und vor allem die Belichtungszeiten der Kamera sind ein sehr komplexes Thema, zu dem es sehr viele Informationen gibt. Leider ist es aber auch sehr wichtig, denn ohne die korrekte Belichtungseinstellung kannst du keine guten Bilder schießen!

Daher schauen wir uns zunächst einmal an, worum es bei der Belichtung geht, warum sie so wichtig ist und welche daraus abgeleiteten Belichtungszeiten du an deiner Kamera einstellen musst.

Wozu dient die Belichtung?

Dieser Punkt ist leicht erklärt, denn ohne einen Lichteinfall in dein Kameragehäuse, der den Sensor der Digitalkamera oder den Film der Analogkamera belichtet, bekommst du kein Foto. Andererseits kannst du aber nicht zu viel oder zu wenig Licht eindringen lassen, weil das Bild sonst zu hell (überbelichtet) oder zu dunkel erscheint.

Du benötigst also eine richtig bemessene Lichtmenge, die du auf den Sensor fallen lässt. Die Frage ist aber dann: wie lange soll das Licht auf den Sensor fallen, bevor du ein Bild schießen kannst?

Früher, in den Anfängen der Fotografie, war es schwierig, genügend Licht einzufangen, welches man benötigte, um das chemisch beschichtete Trägermaterial (die alten Fotoplatten beispielsweise) zu belichten und damit ein Bild zu erzeugen.

Sicher hast du vor dem geistigen Auge auch das Bild eines Fotografen in alter Zeit, der mit einem schwarzen Tuch über dem Kopf durch die Kamera blickte und mit einem manuellen Auslöser einen Lichtblitz erzeugte. Und die Modelle mussten minutenlang ohne jede Bewegung bis fast zum Krampfzustand verharren, damit ein vernünftiges und teures Foto entstehen konnte.

Wofür sind die richtigen Belichtungszeiten in der Fotografie wichtig?

Die richtige Belichtungszeit oder Belichtungsdauer ist für drei Dinge besonders wichtig:

  • Sie bestimmt, ob dein Bild später ausreichend belichtet ist (weder zu hell noch zu dunkel).
  • Richtig eingestellt sorgt sie dafür, dass dein Bild scharf und nicht verwackelt wirkt.
  • Sie sorgt dafür, dass das ausgewählte Motiv deinen Wünschen entsprechend dargestellt ist. Bestes Beispiel ist dafür immer Wasser. Fontänen, Flüsse, Springbrunnen, Wasserfälle. Möchtest du das Wasser in Bewegung zeigen und einzelne Tropfen mit darstellen oder lieber ein „eingefrorenes“ Bild erzeugen? Diese Dinge regelst du über die unterschiedliche Belichtung.

Was ist die Belichtungszeit oder Belichtungsdauer?

Mit diesen Begriffen bezeichnet man die Zeitspanne, während der du deinen Film (analog) oder Sensor (digital) dem Licht aussetzt. Diese Zeitspanne misst man in Sekunden (s) und gibt dazu die verwendete Blendenzahl mit an. Beispielsweise lautet die Belichtungszeit dann „1/15s“.

Gängige Belichtungszeiten sind beispielsweise 1/60, 1/125, 1/250, 1/500 und so weiter. Die Stufen sind so aufgebaut, dass sie üblicherweise immer die Zeit halbieren oder verdoppeln. Einige moderne Digitalkameras können diese Einstellungen sogar in Drittelschritten vornehmen.

Auswahl der Belichtungszeit

Die jeweilige Auswahl der unterschiedlichen Möglichkeiten hängt also jeweils von der verwendeten Kamera ab. Wenn du eine neue, moderne Kamera benutzt, hast du normalerweise eine Auswahl, die von 30 Sekunden bis zu 1/8000 Sekunde geht. Ältere Kameras haben weit weniger oder sogar überhaupt keine Möglichkeiten, da sie nur eine generelle Einstellung nutzen.

Auch Kameras, die mit einer automatischen Einstellung arbeiten, wählen häufig nur einen beliebigen Zwischenwert aus. Das kann auch eine krumme Zahl sein. Die Automatik ist eigentlich ganz praktisch (vor allem bei einem Schnappschuss mit dem Smartphone, welches auch mit einer Automatik arbeitet), aber ist für Profis eher unübersichtlich.

Einschub: einige Fachbegriffe kurz erklärt

Wenn wir über die Belichtung und die Belichtungszeit sprechen, tauchen auch einige andere Wörter wie Blende, Blendenzahl, Film-Empfindlichkeit, Verschlusszeit oder Belichtungsmesser auf, die wir ganz kurz ansprechen sollten.

Was bedeutet Blendenzahl?

Die Blendenzahl gibt an, wie weit das Objektiv geöffnet ist, also wie viel Licht oder auch welche Lichtmenge einfallen kann. Diese Menge und die Dauer des Lichteinfalls hängen eng zusammen.

Was bedeutet Film-Empfindlichkeit? ISO, ASA & DIN

Damit am Ende dein Motiv korrekt und optimal auf dem Foto erscheint, ist es wichtig,

  • dass es hell genug ist (Tageslicht oder vom Studiolicht ausgeleuchtet),
  • dass die einfallende Lichtmenge auf den Sensor richtig eingestellt ist
  • und dass das verwendete Medium (Film) die richtige Empfindlichkeit besitzt.

Diese Empfindlichkeit regelt sich nach Standards wie ISO, ASA oder DIN.

Die ISO 5800 ist eine internationale Norm, die die Lichtempfindlichkeit von Farb-Negativfilmen regelt. DIN bedeutet „Deutsche Industrienorm“ und ASA bezieht sich auf die amerikanische Norm der American Standards Association, die diese zwischen 1928 und 1966 festgelegt hat. Das Institut wurde mehrfach umbenannt und heißt seit 1969 ANSI = American National Standards Institute.

Alle drei Komponenten musst du gleichermaßen berücksichtigen, denn nur dann bekommst du ein gutes Bild.

Der Belichtungsmesser hilft bei der Auswahl der korrekten Belichtung

Früher, als es noch keine genormten Filme gab, an deren Empfindlichkeit man sich orientieren konnte, mussten Fotografen noch auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Oder einfach auf gut Glück versuchen, das beste Ergebnis zu erzielen. Mit Merksätzen wie „Wenn die Sonne lacht, nimm Blende 8“ und ähnlichen Eselsbrücken versuchten sie, sich zu behelfen. Alternativ mussten sie später im Labor noch Korrekturen durchzuführen.

Wer sich lieber Zahlenspielen hingeben wollte, der berechnete mühsam anhand von Tabellen und Belichtungsscheiben den besten Belichtungswert. Eine grundlegende Änderung gab es erst, als Ende der 1970-er Jahre empfindlichere Filme herauskamen. Kurz danach gab es die ersten externen Belichtungsmesser. Diese waren aber teuer und unhandlich und somit auch keine allzu große Hilfe, vor allem nicht für Hobbyfotografen.

Interne und externe Belichtungsmesser bieten eine große Auswahl

Der ersehnte Durchbruch kam erst, als die Hersteller die Belichtungsmesser in die Kameras integrierten, auch wenn diese zu Beginn noch ungenau waren. Heute kannst du sowohl mit Kameras als auch mit dem Smartphone davon profitieren – oder wahlweise mit einem externen Belichtungsmesser manuelle Einstellungen vornehmen.

Was ist die Verschlusszeit?

Wenn du an deiner Kamera die Belichtungszeit einstellst, dann nennt man das auch „Verschlusszeit einstellen“. Es handelt sich also im Prinzip um dasselbe. Die Verschlusszeit bestimmt, wie lange das Licht auf den Sensor deiner Kamera fällt oder, anders ausgedrückt, wie lange deine Blende geöffnet ist.

Je länger die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht kann auf den Sensor oder den Film fallen. Diese Einstellung kannst du entweder manuell (mechanisch) vornehmen oder aber deine Kamera kann sie elektronisch steuern. Häufig findest du dazu ein Verschlusszeiteneinstellrad oder eine andere Möglichkeit im Menü der Kamera.

Dabei stolperst du meist über Bezeichnungen wie „AUTO“ für die automatische Belichtung oder folgende Abkürzungen:

  • B („Bulb“) für eine Langzeitbelichtung (der Verschluss bleibt in dem Fall offen, bis du den Auslöser betätigst)
  • T (Time) für Langzeitbelichtungen älterer Kameras (dabei musst du den Auslöser zweimal drücken, beim ersten Mal öffnet sich der Verschluss und beim zweiten Mal schließt er sich wieder)
  • X oder ein Blitzsymbol stehen für die Blitzsynchronisationszeit. Diese beträgt normalerweise zwischen 1/60 s und 1/300 s.

Wie kannst du Belichtungszeiten verändern und warum?

Deine Belichtungszeit musst du immer dann verändern (manuell), wenn du

  • eine Korrektur der Belichtung vornehmen musst (weil das natürliche Licht zu hell oder zu dunkel ist)
  • oder um einen besonderen künstlerischen Zweck zu erzielen. Beispielsweise für kreative Aufnahmen, die düster wirken sollen, weil du dir das Motiv gefällt und du aber bei hellem Tageslicht unterwegs bist. Oder auch, wenn du eine absichtliche Überbelichtung erzielen möchtest.

In dem Fall kannst du auf unterschiedliche Möglichkeiten zurückgreifen:

  • Die einfachste Möglichkeit ist natürlich die manuelle Änderung der Belichtungszeit, um mehr oder weniger Licht zum Sensor vordringen zu lassen.
  • Du kannst aber auch die Blende vor deinem Objektiv verändern.
  • Zudem kannst du die ISO-Einstellung anpassen (bei analogen Kameras kannst du einen anderen Film wählen).
  • Und du kannst dein Blitzleistung variieren.
  • Außerdem kannst du bei Studioaufnahmen mehr oder weniger Lampen benutzen oder sie entsprechend dimmen.
  • Zusätzlich kannst du mit Reflektoren arbeiten, die den Lichteinfall abstrahlen können
  • Oder innerhalb eines Hauses oder einer Wohnung kannst du auch ganz einfach die Gardinen zuziehen oder die Jalousien so justieren, dass die passende Lichtmenge hereinkommt.

Lange und kurze Belichtungszeiten

Schauen wir uns nun einmal an, wie die Unterschiede von langen und kurzen Belichtungszeiten sich auswirken und für welche Art von Bildern sie geeignet sind. Doch zunächst zur grundsätzlichen Unterscheidung zwischen Kurzzeit- und Langzeitbelichtung in Abhängigkeit von der gewählten Verschlusszeit.

Kurzzeit – oder Langzeitbelichtung?

Bei diesen Begriffen unterscheidet man nach der Dauer der Belichtungszeit:

  • Zeiten unter 1/5000 s gelten als extrem kurz und heißen daher auch „Kurzzeitfotografie“
  • Zeiten über 5 s sind sehr lang und heißen dementsprechend „Langzeitbelichtung“. Diese langen Belichtungszeiten sind bei speziellen Aufnahmen wie Nachtaufnahmen oder mikroskopischen Aufnahmen wichtig.

Du wirst hier auch über andere Definitionen stolpern, wenn du dich ein wenig im Netz umschaust. Dabei fällt dir auf, dass Fotografen alles unter 1/60 s als kurze Verschlusszeiten ansehen und alles darüber (1/30 s und mehr) als lange Verschlusszeiten gelten.

Einfrieren von bewegten Objekten durch kurze Belichtungszeiten

Die Kurzzeit-Belichtung oder kurze Verschlusszeit dient dazu, sich schnell bewegende Objekte durch diese kurze Belichtungszeit einzufrieren. Das hilft beispielsweise, wenn du Sportaufnahmen machen möchtest (Rennwagen, Rennpferde, Läufer, spielende Hunde) oder bei Wasseraufnahmen.

Dabei musst du die Geschwindigkeit des Objektes (des Motivs), seine Bewegungsrichtung sowie deinen Abstand zu dem Objekt/Motiv berücksichtigen.

Wie fotografierst du mit kurzen Belichtungszeiten am besten?

Das Tolle an kurzen Belichtungszeiten ist, dass du hier fast nichts falsch machen kannst. Solange du genügend Licht für dein Motiv hast, kann eigentlich nichts schiefgehen. Aufgrund der kurzen Belichtungszeit kann es auch nicht zu verwackelten Bildern kommen, da müsstest du schon mitten im Fotografiervorgang die Kamera verreißen.

Der Haupteinsatzzweck hierbei sind, wie oben erwähnt, Sportfotografien jeglicher Art sowie die beliebten Wasseraufnahmen. Gerade mit Wasser lassen sich fantastische und kreative Bilder erzielen, bei denen du sogar einzelne Tropfen ganz toll hervorherben kannst. Deiner Kreativität sind dabei praktisch keine Grenzen gesetzt.

Lange Belichtungszeit bei unbeweglichen Objekten

Bei scharfen Fotos von unbeweglichen Motiven, oder zumindest solchen, die sich kaum bewegen, kannst du dir mit einer Faustregel behelfen. Diese besagt, dass du als Belichtungszeit den Kehrwert der Brennweite wählen solltest. Also bei einer Brennweite von 50 mm müsstest du 1/50 s als Belichtungszeit einstellen. Diese Faustregel kannst du aber nur anwenden, wenn du keinen Bildstabilisator verwendest.
Falls du mit einem Bildstabilisator arbeitest, dann musst du das ebenfalls bei der Belichtung der Kamera berücksichtigen. In diesem Fall hast du ungefähr 2 oder 3 Blendenstufen mehr Spielraum als ohne Bildstabilisator.

Ein Beispiel: Normalerweise würdest du mit einem 200 mm Objektiv und einer Belichtungszeit von 1/200s fotografieren. Stattdessen kannst du mindestens zwei Blendenstufen weiter runtergehen. Man sagt, dass eine Blendenstufe ungefähr die Zeit halbiert. Somit kannst du bei 2 Stufen zweimal halbieren und liegst dann noch bei 1/50 s bei gleichbleibender Brennweite. Und dein Bild ist trotzdem scharf!

Wie fotografierst du mit langen Belichtungszeiten am besten?

Lange Belichtungszeiten haben den Nachteil, dass dir deine Bilder leicht verwackeln können. Denn während das Licht auf den Sensor fällt, darfst du die Kamera nicht bewegen und auch dein Motiv darf sich nicht bewegen! Anders wäre es, wenn du absichtlich ein Bild generieren möchtest, auf dem Wischspuren als kreatives Element drauf sein sollen. Aber im Regelfall möchtest du ein ordentliches und gestochen scharfes Foto haben.

Eine erste große Hilfe bietet jede physikalische Gelegenheit, um dich auf- oder abzustützen. Du könntest dich aus Stabilitätsgründen gegen eine Wand lehnen oder deine Hand auf einem Tisch aufstützen, während du das Motiv ins Visier nimmst. Eine weitere Option ist es, wenn du ein Stativ verwendest.

Alternativ: Stativ oder Bildstabilisator

Ein Stativ hilft dir immer dann weiter, wenn du eine lange Belichtungszeit benötigst und keine Möglichkeit hast, die Kamera für längere Zeit (mehrere Sekunden können sehr lang sein) still zu halten. Im schlimmsten Fall sorgt das Drücken des Auslösers schon dafür, dass du mit der Kamera ruckelst und das Bild verzerrt ist.

Eventuell kannst du mit einem Bildstabilisator das Schlimmste verhindern. Robert empfiehlt aus seinen Erfahrungen heraus, dass man ab einem Belichtungswert von 1/60 s aufpassen sollte. Er selbst verwendet in dem Fall die Zeitvorwahl an seiner Kamera. Achte in der Bedienungsanleitung deiner Kamera darauf, ob du einen Bildstabilisator besitzt und wie die Zeitvorwahl (TV oder Sv/S) bei deinem Fotoapparat einzustellen ist.

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Tipp: Nachtpanoramas schießen

Möglicherweise fragst du dich, weshalb du dir die Mühe machen solltest, etwas mit einer langen Belichtungszeit zu fotografieren, wenn dabei so viel schiefgehen kann und alles so umständlich und unsicher ist. Dazu kann dir Olaf einen Tipp geben. Wenn er auf Reisen ist, dann macht er gerne unterwegs von erhöhten Positionen nächtliche Panoramaaufnahmen von Städten oder Naturkulissen. Falls du einmal das beeindruckende Lichtermeer von Las Vegas oder Los Angeles gesehen hast oder einen Blick auf eine nächtliche Wüste geworfen hast, die nur vom Sternenhimmel beleuchtet ist, dann weißt du genau, wovon wir sprechen.

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Manuelle Belichtungssteuerung – gut oder schlecht?

Hoffentlich konntest du unseren Ausführungen bis hierher folgen. Du weißt jetzt, dass Kameras zwar die Belichtung automatisch regulieren und bestimmen können (was meistens völlig ausreicht), dass du aber für kreative und besondere Aufnahmen unbedingt manuell eingreifen solltest. Das betrifft die Belichtung insgesamt. Aber die Lichtmenge und die Belichtungsdauer hängen nun einmal zusammen, daher müssen wir sie auch gemeinsam betrachten.

Was versteht man unter einer manuellen Belichtung überhaupt?

Viele Fotografen, die erwähnen, dass sie eine manuelle Belichtung vornehmen, bedienen häufig nur die Belichtungsautomatik und nehmen eine kleine Korrektur daran vor. Andere verstehen darunter die manuelle Einstellung von Blende und Verschlusszeit.

Die restlichen notwendigen Einstellungen wie ISO oder Weißabgleich und Autofokus übernimmt dabei die Kamera. Auch das trifft also nicht genau den Kern der Sache. Eine tatsächliche manuelle Einstellung betrifft alle Kameraeinstellungen, ohne ein Hinzuziehen automatischer Funktionen.

Warum fotografieren sogar Profis häufig mit einer manuell eingestellten Belichtungszeit?

Profis kennen sich natürlich bestens damit aus, welche Einstellung sie für welchen Zweck benötigen. Daher haben sie es meist schon ohne lange Überlegungen genau im Gefühl, welche Einstellung optimal ist. Gerade bei Studioaufnahmen von gleichbleibenden Porträt- oder Passfotos gibt es kaum etwas umzustellen.

Zeitfaktor

Eine Belichtungsautomatik ist in Kombination mit der modernen Belichtungsmessung aufgrund der hervorragenden Qualität häufig völlig ausreichend und bringt exzellente Bilder. Zudem spart es eine Menge Zeit, die ein langer manueller Abgleich im Allgemeinen kostet.

Für Hobbyfotografen oder Anfänger stellt sich die Frage meist nicht, denn wer gelegentlich ein Bild mit dem Smartphone schießt, hat oft gar keine Ambitionen, pingelige und exakte Einstellungen vorzunehmen. Da sind die modernen Fotohandys schon so gut, dass eigentlich jeder ohne besondere Einstellungen vernünftige und brauchbare Bilder erstellen kann. Und zur Not gibt es ja immer noch Photoshop.

Wenn es besonders schnell gehen muss …

Es ist eine Sache, ob du vor einer alten Ruine stehst und keine Lust dazu hast, für einen Schnappschuss auf dem Zwischenstopp minutenlang deine Belichtung umzustellen oder ob die Situation eine sofortige Reaktion erfordert.

Wenn du beispielsweise eine besondere Wolkenformation am Himmel siehst, oder dir im Urlaub ein niedliches Tier vor die Kamera läuft – oder dir im Tierparkt vor die Linse rennt, dann warten diese Naturphänomene und Wildtiere nicht ab, bis du deine Kamera richtig eingestellt hast. Du musst augenblicklich reagieren, wenn sich die Gelegenheit bietet. Und das ist mit einer manuellen Belichtungseinstellung und vorheriger Messung samt den restlichen notwendigen Einstellungen einfach nicht drin. Hier ist die Automatik klar im Vorteil.

Profis erkennen, wann eine manuelle Korrektur unumgänglich ist

Den Einsatz der manuellen Belichtung können Profis im Normalfall gut einschätzen. Denn sie wissen, dass sie sich in den meisten Fällen auf die Automatik verlassen können. Trotzdem sehen sie auch sofort, wann ein solches Bild nicht möglich ist.

Profis bringen die notwendige Erfahrung mit, um aufgrund ihrer Erfahrungswerte – und der benutzten Kamera – zu wissen, wann sie manuell nachhelfen müssen. Schnellschüsse und Schnappschüsse sind dann nicht möglich und sie greifen gar nicht erst zu ihrer Kamera, wenn sie wissen, dass sie das Bild nicht rechtzeitig schießen können.

Wo liegt der Vorteil der manuellen Belichtung?

Wenn sie doch so zeitaufwendig ist, worin liegt dann ihr Vorteil? Ein Fotograf kann unglaublich viel lernen und viele Erfahrungen sammeln, wenn er sich über die manuellen Einstellungen an seinen Bilder herantastet. Daraus kann er erst lernen, in welchen Situationen welche Einstellungen vorteilhaft sind und wo er viel zu lange braucht, um ein vernünftiges Bild zu schießen.

Außerdem unterstützt die Übung der manuellen Belichtungseinstellung auch den kreativen Prozess. Ein einmal erzieltes tolles Ergebnis kannst du auf diese Art und Weise nochmal zu einem späteren Zeitpunkt nachstellen, wenn du genau denselben Effekt bei einem anderen Bild benötigst.

Genau das fehlt nämlich bei der automatischen Einstellung. Deine Kamera sorgt zwar dafür, dass dein Bild optimal aussieht, aber du hast letztlich keine Ahnung, wie die Kamera das angestellt hat. Daher lässt sich das Ergebnis auch nicht absichtlich reproduzieren.

Wie stellst du die manuelle Belichtung am besten ein?

Aus der Bedienungsanleitung deiner Kamera kannst du genau entnehmen, wo du die Einstellungen vornehmen musst. Das ist meistens ein Wählrad, das mit einem „M“ beschriftet ist oder bei Digitalkameras im Menü zu finden. Danach stellst du auch deine Blende, Belichtungszeit, Brennweite, den Blitzwert und die ISO-Zahl ein. Bei Digitalkameras musst du häufig zuerst einige Automatikfunktionen ausschalten, um manuelle Änderungen vornehmen zu können.

Wenn du nach dem ersten Bild weitere Aufnahmen ausprobieren möchtest, empfiehlt es sich, zunächst nur eine Variable zu verändern und alle anderen Einstellungen beizubehalten. Dann kannst du nämlich genau feststellen, wie sich die Änderungen von einem Bild zum anderen auswirken. Manchmal sind Einstellungen auch leicht fehlerhaft und wenn du alle auf einmal neu auswählst, multiplizierst du diese Fehler und hast am Ende keine Ahnung, welche Einstellung die schuldige ist.

FAZIT

Hoffentlich konnten wir dir ein paar Hinweise geben, die dich zu eigenen Übungen und Experimenten mit der Belichtungszeit animieren. Nur durch diese Erfahrungen kannst du nämlich wertvolle Hinweise erhalten, wie du mit der Belichtung in bestimmten Situationen umgehen musst. Zu diesem Thema haben wir auch nur wenige Beispielbilder eingefügt, da die Bandbreite der möglichen Ergebnisse einfach zu groß ist. Sie würden sich aufgrund der vielen notwendigen Einstellungen und deiner aktuellen Lichtverhältnisse bei der Aufnahme gar nicht 1:1 nachstellen lassen.

Das ist übrigens auch ein Punkt, warum du mit Beispielaufnahmen oder Foto-Tipps anderer Fotografen vorsichtig sein musst: du wirst es vermutlich nicht schaffen, genau dasselbe Ergebnis zu erzielen, da die Rahmenbedingungen bei deinem Nachahmversuch viel zu unterschiedlich sind. Auch einen ultimativen Belichtungstipp oder den Belichtungswert schlechthin gibt es gar nicht. Aber das ist auch gut so. Du willst ja nicht die Arbeit anderer Leute nachmachen, sondern deiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen, oder?

Mach lieber dein eigenes Ding und sammle deine eigenen Erfahrungen. Das ist wichtig, denn du willst deinen Bildern ja einen bestimmten Ausdruck oder eine ganz spezielle Aussage verleihen. Und das geht nur, wenn du das Bild so umsetzt, wie es in deiner Vorstellung aussehen sollte – und nicht so, wie irgendein anderer Fotograf das Thema bereits umgesetzt hat! Also übe fleißig, sei kreativ und sammle Erfahrungen. Damit kannst du nicht nur andere, sondern auch dich selbst täglich aufs Neue überraschen!

Über Olaf 50 Artikel
Olaf fotografiert am liebsten Essen. Seine kreative Ader begann schon 1985 mit der Musikproduktion. Das professionelle Musikstudio wurde über die Jahre mit Möglichkeiten zur Bildbearbeitung und Videoproduktion erweitert. Die Inhalte für die YouTube Kanäle, die Social Media Profile und die Webseiten produziert Olaf weitgehend selber und kennt sich somit seit vielen Jahren mit dem professionellen Einsatz von Foto- und Videoausrüstung aus.

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