Langzeitbelichtungen – Faszinierende Ergebnisse bei Tag und bei Nacht

Obwohl das Wort selbst anderes vermuten lässt, ist die Langzeitbelichtung – zum Beispiel an der nächtlichen Autobahn – kein fotografisches Genre, das einer exakten Vorgehensweise und Defini-tion folgt …

Denn die Frage, welche minimale Belichtungszeit hierzu nötig ist, bleibt unbeantwortet. Zudem bestehen Überschneidungen mit der Available Light Fotografie, die das vorhandene Restlicht, et-wa einer Fackel oder Feuerstelle, ausnutzt.

Was ist eine Langzeitbelichtung, und wann kommt sie zum Einsatz?

Dennoch stellt – um beim Beispiel zu bleiben – ein Fackelläufer keine Langzeitbelichtung dar. Ganz im Gegenteil: Vielmehr versuchen wir hier durch lichtstarke Objektive und / oder hohe ISO Werte noch so kurze Verschlusszeiten zu erreichen, dass die Person quasi „eingefroren“ wirkt und damit keine Bewegungsunschärfe in unser Bild kommt. Die echte Langzeitbelichtung indes will just das Gegenteil erreichen. Etwa bei ziehenden Wolken oder an der nächtlichen Autobahn, wo die Fahrzeuge selbst zur Silhouette verschwimmen, jedoch beeindruckende Leuchtspuren quer durch das Bild ziehen.

Auch bei einer Langzeitbelichtung an einem Wasserfall kann eine Verschlusszeit von mehreren Sekunden dafür sorgen, dass die schäumende Gischt und die einzelnen Wassertropfen zu einer Art Vorhang „verschwimmen“. Just dies ist auch die übliche Definition: Eine Langzeitbelichtung nutzt eine Verschlusszeit von einer oder mehreren Sekunden, mitunter gar Minuten und kommt

  • bei Nachtaufnahmen, etwa an beleuchteten Gebäuden und Türmen
  • an nächtlichen Autobahnen, Unterführungen und Brücken
  • bei ziehenden Wolkenformationen
  • an Bachläufen und Wasserfällen
  • auf belebten Plätzen

oder auch:

  • als Langzeitbelichtung mit Taschenlampe und LED-Leuchte

im Rahmen der Lichtmalerei zum Einsatz.

Denn aufgrund der langen Verschlusszeit mutiert jede sich bewegende Lichtquelle zu einer Leuchtspur und verschwimmen Personen zu Silhouetten, so dass selbst bewegte Plätze plötzlich leer gefegt scheinen.

Braucht man für die Langzeitbelichtung am Meer oder in den Städten ein besonderes Equipment?

Auch am Meer, wenn die Wellen – dank der langen Verschlusszeit – zu einer nahezu surreal anmutenden, wabernden Masse verschwimmen, kann die Langzeitbelichtung ihren ganz besonderen Reiz haben. Prinzipiell brauchst du dafür lediglich ein Stativ, denn nahezu jede Spiegelreflex- wie auch Systemkamera lässt die für eine Langzeitbelichtung benötigten Verschlusszeiten zu. Auch die meisten Kompaktkameras kommen für eine Langzeitbelichtung bei Nacht oder am Wasser in Frage … falls du dir nicht sicher bist, musst du dies in deiner Bedienungsanleitung nachschlagen.

Auch auf den Internet-Seiten der Hersteller und Händler findest du die realisierbaren Verschlusszeiten deiner Kamera unter den Technischen Daten oder auch in einem Untermenü, das auf die technischen Spezifikationen im Detail eingeht. Wichtig wäre, so Roberts Tipp, dass eine Spiegelreflexkamera die so genannte Spiegelvorauslösung zulässt. Die hilft dir natürlich auch bei ganz „normalen“ Landschaftsaufnahmen, die du bei Tageslicht ab Stativ fertigst.

Denn die Erschütterungen durch den Spiegelschlag, die du bei kurzen Verschlusszeiten gar nicht wahrnimmst, führen schon bei einer moderaten Langzeitbelichtung von 1/4 Sekunde, etwa mit Polfilter und Stativ, zu üblen Verwacklern. Denen kannst du entweder mit einer spiegellosen Systemkamera vorbeugen oder aber dadurch, dass du an deiner Spiegelreflex-Ausrüstung auf dieses Feature achtest und die Spiegelvorauslösung einstellst.

Nicht zuletzt sorgt ein Okularverschluss dafür, dass nicht etwa durch den Sucher unerwünschte Lichtspuren auf den Sensor, respektive dein Bild kommen. Denn der Sucher, den du ansonsten durch dein Auge und deinen Kopf verdeckst, steht ja offen, sobald erst mal die Kamera auf dem Stativ montiert ist. Infolgedessen kann nicht nur durch das Objektiv selbst, sondern auch durch den Sucher (in diesem Fall unerwünschtes) Licht einfallen.

Nicht zuletzt solltest du dir einen Kabel- oder elektronischen Fernauslöser anschaffen. Denn der Druck auf den normalen Auslöser versetzt jede Kamera – ganz gleich wie stabil dein Stativ auch sein mag – in Schwingungen und führt somit zu verwackelten Bildern. Als Notlösung könntest du jedoch, wie Olaf anmerkt, deinen Zeitauslöser einsetzen. Hier bieten dir manche Kameras verschiedene Möglichkeiten, etwa einen Timer mit 2 Sekunden wie auch mit 10 Sekunden Vorlauf. Natürlich entscheidest du dich für die längere Variante, damit die Kamera, bis sie auslöst, wieder absolut stillsteht, eine Methode, die übrigens auch für Produkt- und Makrofotos von Blüten (lies dazu gerne unseren gesonderten Artikel!) – also generell für statische Motive – in Betracht kommt.

Flexibler bist du natürlich mit einem externen Kabel- oder Funkauslöser, der deine Kamera erschütterungsfrei und just dann, wenn du dein Foto „schießen“ willst, auslöst.

Langzeitbelichtungen zur Blauen Stunde

Bereits die so genannte „Blaue Stunde“ drängt sich im Reigen der Ideen rund ums Thema Langzeitbelichtung regelrecht auf: Gemeint ist damit ein Phänomen, das während der Abenddämmerung, kurz nach Sonnenuntergang, auftritt. Eine Zeit, in der sich selbst an verregneten Tagen der Himmel nochmals tief blau färbt.

Zusammen mit dem noch vorhanden Restlicht, das mit der bereits eingeschalteten Straßenbeleuchtung eine aufregende „Liaison“ eingeht, bieten sich dabei traumhafte Szenen. Vor allem dann, wenn auch noch der Mond am Himmel scheint und uns sein anheimelndes, jedoch kühles Licht spendet.
Tatsächlich tragen nicht zuletzt die starken Kontraste zwischen den warmen Gelb- und Orangetönen der Straßenlampen und dem kalten Blau des Himmels ihren Teil zum Reiz solcher Fotos bei. Die können wir entweder dergestalt anfertigen, dass wir die ISO Werte unserer Kamera herauf drehen, um so Verschlusszeiten zu erreichen, die sich noch freihändig halten lassen.

Das ist bei modernen Kameras, deren Sensoren selbst bei höheren ISO Einstellungen kaum noch zu einem störenden Bildrauschen neigen, durchaus noch möglich. Vornehmlich natürlich dann, wenn zusätzlich ein Bildstabilisator im Gehäuse (IBIS) und / oder Objektiv verbaut ist. Wir haben es hierbei also quasi mit einer „Langzeitbelichtung ohne Stativ“ zu tun, spielen mit den ISO Werten, bis wir eine Verschlusszeit finden, die ein Stativ gerade noch überflüssig macht.

Alternativ nutzen wir bereits zu Zeiten der Blauen Stunde ein Stativ oder zumindest eine Mauer als Auflage, so dass die Länge der Verschlusszeit keinerlei Rolle spielt. Will meinen: Wir stellen ISO 100 oder ISO 200 ein und schauen dann, welche Verschlusszeit uns die Kamera vorgibt. Falls vorhanden, schalten wir dennoch die Rauschunterdrückung für Langzeitbelichtungen ein. Denn statt des typischen Rauschens, das bei sehr hohen ISO Werten auftritt, führt nun just die lange Verschlusszeit aufgrund der damit einhergehenden „Überhitzung“ zu Störpixeln, die diese Rauschunterdrückung wiederum ausgemerzt.

Wichtig ist zudem, dass du dir mit der Komposition deines Bildes wie auch dem Auslösen nicht zu viel Zeit lässt. Denn die stimmungsvolle Szenerie schwindet rasch und dauert – entgegen ihres Namens – nur selten volle 60 Minuten. Du musst also rechtzeitig vor Ort sein und für dich, deine Kamera und dein Stativ einen geeigneten Spot suchen.

Hierzu gibt es heute, im digitalen Zeitalter, sogar die ein oder andere App, die dir den genauen Zeitpunkt der Blauen Stunde wie auch geeignete Locations fürs Thema Langzeitbelichtung in der jeweiligen Region auslistet. Dazu noch ein Extra-Tipp, wie Robert derartige Fotos anfertigt: „Am besten fotografierst du im kamerainternen RAW Format, denn dann kannst du den Weißabgleich noch im Nachhinein durchführen und damit verschiedene Stimmungen und Bildwirkungen durchspielen!“
Auch Belichtungsreihen, bei denen du das Motiv gegenüber den „Vorschlägen“ der Belichtungsautomatik einmal über- und einmal unterbelichtest, machen Sinn. Denn nur so kannst du dir sicher sein, dass du nachher auch wirklich ein Top-Foto zur Blauen Stunde auf deine Speicherkarte gebannt hast.

Spätestens, wenn es vollends dunkel wird, sind Langzeitbelichtungen ohne Stativ dann nicht mehr denkbar. Dafür tun sich neue Möglichkeiten auf, da nun bald die Sterne funkeln und bei Nacht Lichter, die sich bewegen, fast zu einem Laserschwert mutieren, so dass viele Bilder, die jetzt entstehen, einen geradezu außerirdischen Look haben:

An der nächtlichen Autobahn

Wenn es um eine Langzeitbelichtung bei Nacht geht, können Brücken und Autobahnen ein höchst spannender Ort sein. Denn auf jeder Langzeitbelichtung in der Nacht ziehen Lichter, die sich bewegen, mysteriös anmutende Spuren. Mal angenommen, du fotografierst ein Bauwerk, vor dem der Verkehr fließt und Autos, die ihre Beleuchtung angeschaltet haben, durch die Nacht rauschen … dann wird das Gebäude natürlich stillstehen und gestochen scharf auf dem Bild sein. Die fahrenden Autos dagegen verschwimmen zur unkenntlichen Silhouette. Was bleibt sind deren Lichter, die sich gleich einer Fährte, die die Fahrzeuge zurücklassen, als durchgängige Leuchtspur durch das Bild ziehen.

Einen ähnlichen Effekt erzielst du mit Taschenlampen und LED-Leuchten. Denn damit kannst du – während deiner nächtlichen Langzeitbelichtung – Motive und ganze Namen in das Bild malen. Wichtig ist, dass du dich selbst dabei bewegst und somit (siehe oben) unkenntlich machst, denn du willst ja mit dem Licht malen, statt ein Selbstporträt schießen.

Wer diesen Effekt und die Lichtmalerei nicht mag, kann seine Taschenlampe dennoch – und zwar als zusätzliche Lichtquelle – einsetzen. Mal angenommen, du fotografierst einen Leuchtturm, der sich vor dem sternenklaren Nachthimmel abhebt, während der Strand mit seinen Klippen am Fuß des Signalfeuers mehr oder weniger in Finsternis gehüllt ist. Dann könntest du zum Beispiel hier eine Grotte mittels LED-Lampen oder auch mit Hilfe simpler Baustrahler ausleuchten. Oder du lässt deine Taschenlampe über einen der Felsbrocken kreisen, der damit urplötzlich nahezu mystisch illuminiert ist und sich von den übrigen Steinen abhebt.

Drum spiele mit deinen Motiven und gönne dir mehrere Versuche. Denn nicht immer wird bereits das erste Bild den gewünschten Erfolg zeigen!

Sternschnuppen und Milchstraße als Langzeitbelichtung fotografieren?

Bei der Astrofotografie stellen Mond und / oder Sterne – natürlich im Rahmen einer Langzeitbelichtung – das Motiv dar. Manchmal allein, in der Regel jedoch im Zusammenspiel mit einer beeindruckenden Landschaft, etwa einem Canyon oder einem Bergmassiv, über denen sich das von den Himmelskörpern illuminierte Firmament wölbt. Dabei gilt es zu beachten, dass unser so genannter Lichtsmog, also die „Lichtverschmutzung“ durch unsere Großstädte und Siedlungen, derartige Nacht- und Astrofotos oftmals gar nicht mehr zulässt.

Wie groß dieses Problem auch aus ökologischer Sicht ist, zeigt sich daran, dass sich manche Gegenenden und Gemeinden schon zum Lichtschutzgebiet, also einer ganz besonderen Form des Landschaftsschutzgebietes, das die Natur nachts auch mal dunkel werden lässt, erklärt haben. So entstehen dann regelrechte „Sternenparks“, die auch Olaf immer wieder gerne besucht. Etwa in der Gemeinde Großmugl in Niederösterreich oder auch im Biosphärenreservat Rhön.

Wenn wir hier unsere Kamera aufstellen und Landschaft und Himmel im Rahmen einer Langzeitbelichtung von mehreren Sekunden in Szene setzen, entstehen beeindruckende Aufnahmen und entdecken wir Sterne und Sternschnuppen, die uns staunen lassen. Auch dabei gilt es, ein wenig zu experimentieren: Meist empfehlen sich ISO Werte von 800 oder 1600, dazu lichtstarke Weitwinkelobjektive, wobei manuelles Fokussieren oder der Live View Autofokus den meisten Sinn machen.
Der Mond präsentiert sich dagegen so hell, dass ISO 100 oftmals noch ausreicht. Auch hier empfehlen sich Belichtungsreihen oder die HDR Fotografie. Zudem müssen wir, wenn wir ab Stativ fotografieren, den internen IBIS unserer Kamera ausschalten!

Langzeitbelichtungen bei hellem Tageslicht?

Auch bei hellem Tageslicht, vor allem dann, wenn wir Wasser fotografieren, können eine Langzeitbelichtung und ein Stativ Sinn machen. Tatsächlich gibt es zwei Möglichkeiten, einen Wasserfall mit seiner tosenden Pracht in Szene zu setzen. Entweder knackscharf, wobei wir wie bei der Sportfotografie Belichtungszeiten von 1/500 Sekunde (oder kürzer) einstellen. Denn die frieren die schäumende Gischt und jeden einzelnen Wassertropfen regelrecht ein. Eine Form der Landschaftsfotografie, die früher einmal durchaus populär war.

Heute dagegen gelten rund ums Wasser vor allem Langzeitbelichtungen als „state of the art“. Denn dabei verschwimmen Wasserfälle zu einem surreal anmutenden Vorhang und bilden Bachläufe oder Wellen eine wabernde Masse, die sämtliche Unruhe, wie Strudel, aus dem Bild nimmt. So entstehen Fotos, die eine Landschaft in ihrer ganzen epischen Pracht zeigen. Denn nichts lenkt vom Gesamtkunstwerk ab, wohingegen wir uns bei Fotos mit kurzen Belichtungszeiten womöglich auf einzelne Wellen oder Spiegelungen konzentrieren, die wir im Wasser entdeckt haben.

Das Problem: Oftmals erreichen wir selbst bei starkem Abblenden keine Verschlusszeit, die den Namen Langzeitbelichtung verdient hätte. Eine Ausnahme stellen allenfalls Bachläufe dar, die mitten im Wald liegen. Hier lässt sich, zumindest im Zusammenspiel mit einem Polfilter (der ja bekanntlich einige Blendenstufen Licht „schluckt“!), eine Langzeitbelichtung meist noch realisieren. In einer offenen Landschaft, etwa an der Küste, wird eine Langzeitbelichtung am Tag ohne spezielle Graufilter jedoch nicht mehr möglich sein. Das bedeutet, dass du zunächst ein wenig recherchieren und investieren musst. So gibt es Grau-, wie sämtliche Effekt- und Farbverlaufsfilter, in Größen, die zu deinem jeweiligen Objektiv passen.

Neben diesen Lösungen, die sich einfach ins Filtergewinde einschrauben lassen, finden sich aber auch rechteckige Filter samt Halterung, die zu Objektiven mit unterschiedlichen Linsendurchmessern passen und sich mitunter selbst an Kompaktkameras adaptieren lassen. Am besten also, du nimmst deine Kamera mit in den Laden und lässt dich vor Ort beraten!

Langzeitbelichtungen im Makrobereich

Wenn du ein Insekt, etwa eine Hummel, mit deinem Makroobjektiv aufnimmst, wirst du in aller Regel feststellen, dass selbst bei abgeblendeter Optik lediglich die Augen und Fühler, nicht jedoch das ganze Insekt scharf auf dem Bild ist. Das hängst mit der oftmals nur wenige Millimeter umfassenden Schärfentiefe zusammen, die bei Nahaufnahmen und Makro-Shots generell ein Problem ist. Ein Problem, dem du mit dem so genannten Focus bracketing, das dir manche Kameras in ihrem Software-Paket anbieten, entgegenwirken kannst.

Grob gesagt geht es bei diesem Verfahren, das sich auch Fokus-Stapelung oder Schärfentiefeerweiterung nennt, darum, eine größere Anzahl von Fotos mit einer jeweils leicht verlagerten Schärfenebene zu erzeugen, die sich dann in der digitalen Nachbearbeitung durch bestimmte Apps zu einem einzigen Foto mit einer außergewöhnlich großen Schärfentiefe montieren lassen. Dies funktioniert übrigens auch dann, wenn du den Fokus manuell einstellst und jeweils ein Stück weit verlagerst; eleganter ist jedoch die Methode, bei der dir deine Kamera, die dabei natürlich auf einem Stativ ruht, selbst diese Serienaufnahmen anfertigt.

Apropos, Stativ: Genau hierin liegt das Problem. Denn diese Schärfentiefeerweiterung funktioniert natürlich nicht bei quirligen Blütenbesuchern zur Mittagszeit, sondern allenfalls bei Kleintieren, die von der Nachtkälte noch unbeweglich und klamm sind. Auch von Insekten-Präparaten lässt sich damit in der Langzeitbelichtung ein „Porträt“ mit einem ungewöhnlichen Detailreichtum und einer außerordentlichen Schärfe kreieren. Ebenso empfiehlt sich diese Methode für Fossilen und Blüten – also generell für alle kleinen Objekte, die „geduldig“ stillhalten!

Weitere Spezialgebiete für Langzeitbelichtungen

Prinzipiell darf man auch Aufnahmen im High Resolution Modus, den dir zum Beispiel bestimmte Systemkameras von Olympus anbieten, als Langzeitbelichtung auffassen. Denn auch dabei geht es darum, statische Motive mit einer möglichst großen Detailfülle aufzuzeichnen. Dazu ruht deine Olympus OM-D E-M 5 Mark II mit ihrem 16 Megapixel Sensor auf einem Stativ und fertigt dir 8 Fotos an, wobei sich der Sensor jeweils um ein halbes Pixel verschiebt. Das Ergebnis, das bereits die Kamera selbst errechnet, kann sich durchaus sehen lassen und – als 40 Megapixel JPG – sogar mit einer Nikon Vollformat wie der D 800 oder D 810 in Konkurrenz treten.

Neuere Modelle wie die Olympus OM-D E-M 1 X wagen sich dann sogar an freihändig aufgenommene High Resolution Shots heran. Freilich sollte sich auch hier das Motiv nicht allzu sehr bewegen. Die Methode taugt also vornehmlich für Stillleben und Landschaften, wobei wir wiederum beim fließenden Wasser einen genialen Effekt haben. Denn das kühle Nass verschwimmt aufgrund seiner Eigenbewegung im HRS Mode von ganz allein (also unabhängig von der Verschlusszeit des Einzelbildes) zu einer einheitlichen Masse, währen die Umgebung – etwa der Urwald oder die Felsen – mit einer extremen Detailfülle das endgültige Bild zieren.

Zudem bieten dir viele Kameras die Möglichkeit, eine Langzeitbelichtung zu fertigen und an deren Ende mit dem Blitz den Vordergrund, etwa eine porträtierte Person, nochmals aufzuhellen – und zwar so dezent, dass die eigentliche Lichtstimmung erhalten bleibt und dein Model dennoch genügend Licht hat. Also lies` mal in der Bedienungsanleitung deiner Kamera nach, was die alles kann, ehe du dir – ohne deren Möglichkeiten ausgereizt zu haben – schon wieder das nächste Modell kaufst. Denn meist geht viel mehr, als du denkst und lässt selbst dein iPhone eine Langzeitbelichtung zu!

Welches Stativ sollte ich mir kaufen?

Gerne möchten wir dir an dieser Stelle – als zusätzlichen Bonus – noch einige Überlegungen zum Stativkauf mit auf den Weg geben. Hier kommen vor allem solide Dreibeinstative in Betracht, denn einbeinige Lösungen, wie sie mitunter Sport- und Pressefotografen nutzen, werden für Langzeitbelichtungen und / oder Zeitraffer-Aufnahmen nicht wirklich ausreichen.
Allerdings gibt es Stative mit einer herausnehmbaren Mittelsäule, so dass du hier quasi eine einbeinige Variante zusammen mit deinem normalen Stativ kaufst. Manchmal lässt sich die Mittelsäule auch kopfüber einsetzen und danach für bodennahe Aufnahmen nutzen. Bei anderen Stativen kannst du dagegen die Beine so weit abspreizen, dass sie auch für Makro- und bodennahe Fotos in Betracht kommen.

Nicht zuletzt stellt die Höhe, die du mit vollständig ausgefahrenen Beinen (ggf. samt ausgefahrener Mittelsäule) noch gerade eben erreichst, ein entscheidendes Kriterium dar. Prüfe aber, ob dein Stativ auch dann, also in maximaler Arbeitshöhe, noch stabil ist. Du solltest dir das Modell deiner Wahl vor dem endgültigen Kauf also genaustens ansehen, unter Umständen auch mal deine Kamera aufsetzen und dir zudem genau überlegen, wie und wo du dein Stativ später einsetzt. Denn gerade für Reise- und Naturfotografen, die ihr Equipment auch mal über längere Strecken tragen müssen, bieten sich leichte Carbon-Konstruktionen natürlich an.

Nicht zuletzt gibt es Stative mit Kugelkopf wie auch mit einem so genannten Dreiwegeneiger, was ein bisschen eine Frage des jeweiligen Geschmacks ist. Denn Kugelköpfe sind unschlagbar schnell und flexibel … du löst nur eine einzige Schraube, und schon kannst du deine Kamera in jede Position und auf jeder Ebene bewegen. Allerdings zerstörst du dir damit manchmal eine Bildkomposition, die du dir gerade eben erst mühsam aufgebaut hast, nahezu komplett. Somit entscheiden hier deine persönliche Vorliebe und dein Geschmack.

Fest vorgegeben ist dagegen die Last, die dein Stativ tragen und ausbalancieren kann. Daher sollten sich gerade Nutzer einer schwergewichtigen Spiegelreflexausrüstung auch ein stabiles Stativ kaufen. Hier gibt es, neben den normalen Dreibeinern, noch weitere Varianten wie Scheibenstative. Zudem nützliches Zubehör wie Gewichte zum Einhängen, die die Mittelsäule von unten her ausbalancieren und beschweren oder Sandsackstative, die nicht nur für bodennahe Fotos, sondern auch als Gewicht taugen.

Denn die lassen sich auch zweckentfremdet von oben auf deine Kamera packen, die mit einer längeren Brennweite bestückt ist. Auch damit kannst du dann Verwackler während deiner Langzeitbelichtung nochmals reduzieren!

Über Olaf 50 Artikel
Olaf fotografiert am liebsten Essen. Seine kreative Ader begann schon 1985 mit der Musikproduktion. Das professionelle Musikstudio wurde über die Jahre mit Möglichkeiten zur Bildbearbeitung und Videoproduktion erweitert. Die Inhalte für die YouTube Kanäle, die Social Media Profile und die Webseiten produziert Olaf weitgehend selber und kennt sich somit seit vielen Jahren mit dem professionellen Einsatz von Foto- und Videoausrüstung aus.

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