Lange Zeit galten Spiegelreflexkameras von Canon und Nikon – insbesondere solche aus dem gehobenen Preissegment – als das einzig wahre „Werkzeug“ für professionelle Fotografen. Doch dann, scheinbar aus dem Nichts, eroberten Systemkameras den Markt und wussten nicht nur Blogger, sondern auch (semi) professionelle User zu begeistern …
Ein Boom, dem die Platzhirsche von einst scheinbar tatenlos zuschauten. Denn in der Tat hielten Nikon und Canon lange – für manche, die wechselten wohl zu lange – allein an Spiegelreflexkameras fest.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wer sind die neuen Konkurrenten?
- 2 Canon oder Nikon – die alte Sinnfrage
- 3 Canon und seine Firmengeschichte
- 4 Nikon und seine Anfänge
- 5 Die Nikon D 750, ein Traum für Landschafts- und Hochzeitsfotografen kommt auf den Markt!
- 6 Die 6 D – kein Profiwerkzeug und dennoch in aller Hände!
- 7 Wo bleiben die Systemkameras?
- 8 Berühmte Canon und Nikon (Spiegelreflex) Objektive
- 9 Lange ersehnt: Nikons Z Mount!
- 10 Lob und Tadel für Canons R Mount
- 11 Mit Spannung erwartet: Neue Objektive!
- 12 Unser Fazit?
Wer sind die neuen Konkurrenten?
Dabei waren plötzlich Hersteller wie Fuji und Sony in aller Munde. Auch Olympus und Panasonic konnten sich eine treue Fangemeinde aufbauen, während Canon und Nikon die Wünsche der Kundschaft zunächst einmal außen vor ließen und statt dessen Spiegelreflexkameras wie eine (natürlich hervorragende) Nikon D 850 oder den Nachfolger der äußerst beliebten Canon 6 D auf den Markt brachten.
Auch die 7000 er Serie von Nikon wurde fortgeführt, während Konkurrent Canon – ungeachtet des Booms der Spiegellosen – seine eigenen APS-C Spiegelreflex-Kameras auf den Markt warf. Die eigenen Gehversuche im Bereich der Systemkameras blieben dagegen zunächst halbherzig und für viele User weitgehend uninteressant. Somit konnte Sony – zumal im Bereich der spiegellosen Vollformat-Kameras – mit seiner Alpha 7 Serie einen fulminanten Start hinlegen … ja, es gab sogar Fotografen, die ihre Nikon D 800 (nachzulesen bzw. zu hören in zahllosen Youtube Videos!) – also einen Vollformat-Boliden – gegen eine APS-C Kamera aus Sonys 6000 er Serie eingetauscht haben.
Ebenso konnte Fuji (derzeit mit spiegellosen APS-C wie auch Mittelformat-Kameras auf dem Markt) viel Boden gut machen und langjährige Canon-User „verführen“ … doch dann – endlich – schlug das Imperium zurück. Denn Nikon stellte am 23. August 2018 seinen Z Mount vor, während Dauerrivale Canon mit der Canon EOS R seine spiegellose Vollformatversion dann Oktober 2018 eingeführt hat. Ob dies zu spät war, daran scheiden sich die Geister, Tatsache ist, dass beide Lösungen – obwohl zunächst nur wenige native Objektive auf dem Markt waren – auf Anhieb Käufer und Fans fanden. Das natürlich vornehmlich bei jener Klientel, die bereits „Altglas“ für Canon oder Nikon Spiegelreflexkameras in ihrem Schrank hatte. Denn die jeweiligen Adapter wussten von Anfang an zu überzeugen.
Canon oder Nikon – die alte Sinnfrage
Dabei scheint auch bei den spiegellosen Systemkameras noch zu gelten, was schon in Sachen Spiegelreflex – gar im analogen Zeitalter – Bestand hatte: Viele People Fotografen tendieren eher zu Canon, während Nikon Kameras (das jedenfalls besagen die meisten Umfragen und Kamera-Tests) vor allem bei Naturfotografen äußerst beliebt sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Darstellung von Hauttönen bei Canon (gilt übrigens auch für Sony!) äußerst gefällig ist, während Nikon-Dateien hier eine sorgfältigere Nachbearbeitung erfordern. Lies gerne mal nach, was Robert und Olaf dazu an anderer Stelle – zum Beispiel in ihrem Artikel über die Porträtfotografie – gesagt haben.
Dennoch bleibt natürlich die alte Erkenntnis, dass der Fotograf selbst, nicht jedoch die Kamera, über die Qualität der Fotos entscheidet, so dass die Frage – Nikon oder vielleicht doch lieber Canon – eigentlich obsolet ist. Denn beide Hersteller bauen tolle Spiegelreflex- und nun auch hervorragende Systemkameras. Daher wollen wir hier weniger einen „Nikon gegen Canon Test“ schreiben, denn ein wenig auf die Firmenhistorien, die Geschäftsfelder der beiden Giganten wie auch die neusten Modelle und Pläne eingehen.
Canon und seine Firmengeschichte
Canon versteht sich selbst als Labor für optische Präzisionsinstrumente und bietet damit auch Produkte wie Scanner oder Ferngläser an. Zudem fertigt das Unternehmen aber auch Drucker und baute schon mal seinen eigenen Heimcomputer. Gegründet wurde Canon bereits 1935 und ist nach dem Gott Kannon benannt. Viele Experten und Fotohändler sträuben sich daher mittlerweile gegen die amerikanisierte Aussprache des Firmennamens und argumentieren, die wir die ja auch beim Konkurrenten Nikon nicht anwenden.
Apropos, Nikon: Im Gegensatz zum Dauerrivalen, baut Canon auch Videorekorder und ist damit breit (er) aufgestellt. Ursprüngliches Ziel des Unternehmens mit Sitz in Tokio waren jedoch preiswerte Alternativen (man darf wohl auch Nachbauten sagen!) zu deutschen Spiegelreflexkameras aus dem Hause Leica oder Contax. Übrigens nannten sich die ersten Modelle und Gehversuche noch Kwanon und gelten heute als echte Sammlerstücke von hohem Wert. Das gilt auch für andere alte analoge Schätzchen, etwa Kleinbild-Messsucherkameras wie die Canon P und Canon 7, die also bereits den heute üblichen Schriftzug trugen.
So richtig durchstarten konnte das Unternehmen dann im Jahre 1964 mit seinen Spiegelreflexkameras der F-Serie (später folgten dann eine A- und eine T-Serie) und gilt heute als der größte Kamerahersteller der Welt.
Nikon und seine Anfänge
Nikon, seit den 1960 er Jahren in Europa aktiv, beschränkt seine Aktivitäten im Gegensatz zum Dauerrivalen ausschließlich auf Fotoapparate, deren Zubehör (also Objektive und Speedlights) sowie andere optische Gerätschaften wie Mikroskope und Ferngläser. Gegründet wurde das Unternehmen übrigens bereits 1917, so dass Nikon 2017 sein 100-jähriges Firmenjubiläum zelebrieren konnte. Bereits im Herbst 2009 verkündete die Firmenzentrale einen anderen Meilenstein – nämlich den Bau von 50 Millionen (!) Objektiven. D e r Urahn sämtlicher professioneller Fotoapparate aus dem Hause Nikon stellt übrigens die legendäre Nikon F dar, die bis einschließlich Oktober 1973 produziert wurde. Sie war auch Namensgeberin des Nikon F-Bajonetts, das bis heute an den Spiegelreflexkameras des Unternehmens benutzt wird. Typisch sind der Durchmesser von 44 mm und der linksdrehende Anschluss.
Andere berühmte analoge Nikon-Kameras sind die Nikon F-501 (Vorstellungsdatum: August 1986), bei der bereits motorisierte Autofokus-Objektive zum Einsatz kamen, oder die Nikonos V für Unterwasserausflüge. Die digitale Nikon D 90 mit ihrem 12,3 Megapixel-Sensor im APS-C Format war dann seinerzeit (Erscheinungsdatum: 2008), da sie eine Live-View Funktion wie auch die Möglichkeit zur Videoaufzeichnung im HD-Format an Bord hatte, nahezu revolutionär. Freilich konnte Nikon bei seinen Spiegelreflexkameras in Sachen Live View, respektive Video Autofokus, lange Zeit nicht wirklich überzeugen, so dass für die meisten Blogger Canon d e r Hersteller der Wahl blieb.
Canon gegen Nikon – ein Zwischenfazit?
Dennoch kann niemand ernsthaft leugnen, dass beide Giganten – Nikon wie auch Canon – gleichermaßen bahnbrechende wie spannende Fotoapparate und Objektive auf den Markt gebracht haben. Das gilt freilich ebenso für Pentax oder Minolta, so dass Fritz Pölking, der große Altmeister der Naturfotografie, mal gesagt hat: „Ob Sie mit einer Nikon F-90, einer Canon EOS-5 oder einer Minolta Dynax 7xi nach Kenia zur Fotosafari fliegen: wie gut ihre Fotos nachher sind, wird nicht an der Kamera liegen!“ („Naturfotografie: Tiere, Pflanzen, Landschaften“/Augustus Verlag). Denn die Kamera ist nur ein Werkzeug.
Dennoch möchten wir an dieser Stelle unseres Kamera- und Hersteller Tests einmal einige berühmte Spiegelreflexkameras aus dem Hause Nikon und Canon miteinander vergleichen. Denn natürlich gibt es – jenseits der Bildqualität, die bei beiden Herstellern vorzüglich ist – Unterschiede, die oftmals im Detail liegen. Unterschiede wie die Konstruktion des Displays, die für manche User aber durchaus relevant sind.
Die Nikon D 750, ein Traum für Landschafts- und Hochzeitsfotografen kommt auf den Markt!
Obwohl viele People- und Porträt-Fotografen ein Stück weit mehr zu Canon tendieren, wusste die Nikon D 750, die Oktober 2014 auf den Markt kam, von Anfang an auch die Fotoreporter und Hochzeitsfotografen zu überzeugen. Die zeigten sich übrigens schon von der Nikon D 700, einer Vollformatkamera mit „nur“ 12 Megapixel Auflösung, angetan. Kein Wunder, denn die ermöglichte schon im Jahr 2008 erstklassige und weitgehend rauschfreie Aufnahmen bis ISO 6400.
Daher stellte sich bei vielen Usern mit der Einführung der D 750 (Oktober 2014) und ihrer nunmehr doppelt so hohen Auflösung die bange Frage, ob dies wohl so bleiben würde … und die Fans, aber auch viele andere, für die Nikon plötzlich interessant schien, durften jubeln. Denn die Kamera konnte auch in dunklen Kirschen und stimmungsvoll illuminierten Konzerthallen vollauf überzeugen. Zudem punktete sie mit ihrem (heraus) klappbaren, bis 90 Grad nach oben und bis 75 Grad nach unten schwenkbarem Display. Ein Feature, das so manchen, die Blumen, Kinder oder spielende Hunde (siehe dazu Olafs und Roberts Artikel über die Tierfotografie!) fotografieren, trockene und saubere Hosenbeine beschert hat.
Die 6 D – kein Profiwerkzeug und dennoch in aller Hände!
Auch Canon verschlief den Trend nicht und hatte bereits Januar 2013 eine vergleichsweise preiswerte Vollformatkamera auf den Markt gebracht, die bezüglich ihrer Ausstattung zwar deutlich unterhalb der Profi-Boliden des Herstellers angesiedelt war, jedoch gerade semiprofessionelle Nutzer zu überzeugen wusste. Denn die Auflösung von 20 Megapixeln erlaubt(e) rauschfreie Fotos mit gefälligen Farben, selbst wenn weder der Autofokus noch die Serienbildrate (4,5 Bilder pro Sekunde) für Sport- und Action-Aufnahmen prädestiniert schienen.
Porträt- und People Fotografen störte dies jedoch nur bedingt, so dass auch die Canon 6 D bei Hochzeitsfotografen durchaus (zumindest als Backup) begehrt war. Allerdings verfügte sie – im Gegensatz zur Nikon D 750 – nur über ein fest verbautes Display, was die alte Diskussion, wer ist besser, Canon oder Nikon, wiederaufleben ließ.
Kritikpunkte, auf die der Hersteller beim Nachfolger, der gut und sinnvoll ausgestatteten Canon 6 D-Mark II, durchaus beeindruckend reagiert hat. Daher sind die teils kontroversen Diskussionen um diese Kamera bis heute nur schwer nachzuvollziehen. Schließlich wartet der Nachfolger der 6 D mit einem exzellenten Live View und Videoautofokus auf, besitzt eine Auflösung von 26,2 Megapixeln, nunmehr 45 Kreuzsensoren (!) als AF-Messfelder und schafft – allerdings nur kurze – Bildsequenzen von 6,5 Bildern pro Sekunde. Last but not least verfügt die Canon 6 D Mark II dann auch noch über dreh und schwenkbares Display samt Touch-Funktion, das der Hersteller übrigens auch seinen spiegellosen Systemkameras spendiert, während zum Beispiel Sony selbst bei seinen neusten Modellen noch an einem reinen Klappdisplay festhält. Allerdings beherrscht die 6 D-Mark II kein 4 K, und auch die Blitzsynchronzeit von 1/180 Sekunde erscheint nicht gerade üppig. Hier hat man bei einer Kamera aus dem Jahre 2017 womöglich ein wenig zu viel gespart!?
Wo bleiben die Systemkameras?
Vielen, selbst eingefleischten Fans der Marken Nikon und Canon, fiel das Warten auf die erste Systemkamera zunehmend schwer. Zumal Mitkonkurrent Sony ein Modell nach dem anderen auf den Markt warf und damit auch so manchen Canon- oder Nikon-User (siehe oben) zu verführen vermocht hat. Doch lange schien es so, als ob die beiden Giganten andere Pläne hätten, zumal Nikon 2017 – also just zum Firmenjubiläum (!) – nochmals eine Spiegelreflex auf den Markt brachte. Viele bezeichnen die Nikon D 850 daher als Dinosaurier, hielten sie für die letzte ihrer (aussterbenden) Art. Dennoch haben wir es hier natürlich, so jedenfalls Olafs Meinung, mit einer hervorragenden Vollformatkamera zu tun, die mit einem erstklassigen Dynamikumfang und äußerst detailreichen Bildern (Auflösung: 45,7 Megapixel) bei Fotografen kaum Wünsche offenlässt. Auch die Bildsequenz (7 Fotos pro Sekunde) und die Blitzsynchronzeit (1/250 s) wissen zu überzeugen, wobei sich Videografen vermutlich einen besseren Autofokus wie auch einen IBIS (= Bildstabilisierung im Gehäuse) gewünscht hätten?!
Auf den müssen Käufer der brandneuen (Stand des Artikels: März 2020) Nikon D 780 nach wie vor verzichten, allerdings wissen hier ein absolut sport- und actiontauglicher (Foto) Autofokus wie auch die Live View- und Video-Autofokus Qualitäten zu überzeugen, so dass Nikon eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass Spiegelreflexkameras auch in der modernen Fotowelt nach wie vor ihren Platz haben.
Berühmte Canon und Nikon (Spiegelreflex) Objektive
Natürlich kaufen wir uns, mit jeder Kamera, auch in ein „Biotop“ aus Zubehör wie Linsen und Speedlights ein. Insofern lasst uns, ehe wir uns den spiegellosen Ideen der beiden Dauerrivalen – also dem Z und dem RF Mount zuwenden – mal einen Blick auf Objektive werfen, die als legendär gelten.
Etwa:
- das lichtstarke Canon EF 135 mm 1:2 L USM Tele- und Porträtobjektiv mit Super Spectra Vergütung, einem schnellen und leisen Autofokus, der auch Videografen erfreuen dürfte und einem wunderschönen Bokeh – ein Objektiv, dem übrigens auch Tasche und Streulichtblende beiliegen
- das Canon EF 50 mm f/1.2 L USM, eine Normaloptik mit der größten Offenblende, die derzeit in der EF-Objektivserie zu haben ist – eine professionelle Linse für die Available Light Fotografie.
- das Nikon AF-S Nikkor Micro 105 mm f 2.8 G IF-ED VR Objektiv, welches eine tadellose Performance bei Produkt-, Nah- wie auch Porträtaufnahmen bietet und selbst im Zusammenspiel mit Megapixel-Boliden wie der Nikon D 810 (36 MP) oder gar D 850 (45 MP) eine gute Figur macht!
Ältere (und schlechtere) Objektive beider Hersteller können dagegen mit den hochauflösenden Sensoren nicht immer Schritt halten. Dennoch lassen sich sowohl Nikons Optiken für den F Mount wie auch Canon EF Objektive mit den entsprechenden Adaptern (die gut bis tadellos funktionieren) auch an den spiegellosen Systemkameras der Hersteller adaptieren, so dass Um- und Quereinsteiger bereits heute eine reichhaltige Auswahl an passenden Linsen vorfinden.
Lange ersehnt: Nikons Z Mount!
Was lange währt, wird endlich gut: Nikons Idee einer spiegellosen Systemkamera – der so genannte Z Mount – wurde am 23. August 2018 bei einer großen Pressekonferenz vorgestellt. Zunächst kamen im Rahmen dieser neuen Serie die beiden Vollformatmodelle Z 7 (45,7 MP) und Z 6 (24,5 MP) auf den Markt, später komplettierte dann die Z 50 mit ihren 20,9 Megapixeln auch den APS-C Sektor.
Aller drei Kameras wussten auf Anhieb zu gefallen, glänzen mit farbenfrohen und detailreichen Aufnahmen wie auch einem gelungenen Video-Autofokus. Allerdings bleibt die in der Kamera verbaute Bildstabilisierung, die sich auch beim Filmen als äußerst nützlich erweist, den beiden Vollformatmodellen vorbehalten, was ein wenig schade ist, da andere Hersteller wie Sony und Olympus auch preiswerten APS-C oder sogar MFT Kameras eine IBIS spendiert haben. Leider hielt man zudem einem lediglich klappbaren Display die Treue, wohingegen Canon nach der 6 D Mark II nun auch beim RF Mount einen anderen (schwenkbares Display), nämlich den von vielen Usern gewünschten Weg, ging.
Dafür punktet insbesondere die Nikon Z 7 mit ihrer gewaltigen Auflösung, wohingegen sich die Canon EOS R mit „nur“ 30 MP (was freilich in der Praxis selbst für die meisten professionellen Anwendungen ausreicht) bescheiden muss, so dass uns der ewige Konkurrenzkampf der beiden Dauerrivalen wie auch das gemeinsame Bemühen, Sonys unbestreitbaren Vorsprung bei den spiegellosen Systemkameras wieder aufzuholen, wohl noch eine Weile erhalten bleibt.
Lob und Tadel für Canons R Mount
Wie schon die Spiegelreflex-Lösung 6 D-Mark II löste auch Canons EOS R unmittelbar nach ihrer Markteinführung im Oktober 2018 äußerst ambivalente Reaktionen aus und wird bis heute entweder gehypt oder aber zerrissen, was das Zeug hält. Dabei bringt der Vollformat-Bolide mit (s) einer Auflösung von 30,1 Megapixeln, einer Serienbildrate von maximal 8 Bilder pro Sekunde und einem sehr gut funktionierenden Autofokus durchaus Argumente für einen Kauf mit.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist das frei schwenkbare Display, auf das selbst Panasonic bei seinen Vollformatmodellen völlig unverständlicherweise verzichtet, da doch die hausinternen MFT Kameras, wie die beliebte und professionelle Lumix GH 5, just damit punkten. Und noch ein weiteres kleines, aber feines Detail unterschiedet Canons R von der Konkurrenz. Denn der Schlitzverschluss der EOS R schließt sich automatisch, wenn man das Objektiv wechselt, so dass der Sensor vor Staub und anderen winzigen Krümeln, die auf Fotos für unschöne Staubflecken sorgen können, recht gut geschützt ist.
Dafür verzichten beide, die Canon R wie auch die preisgünstige Canon RP, auf einen IBIS. Eine Bildstabilisierung erfolgt also – anders als bei den Sony Alpha 7 Modellen der Mark 2 Generation oder Nikons Vollformatkameras der Z Reihe – ausschließlich über die Objektive.
Das soll sich freilich mit den neu angekündigten Modellen ändern. So bekommt die EOS R 5 wie die wichtigsten Konkurrenten (dazu zählen auch Panasonics S 1 Modelle) ihren Stabilisator im Gehäuse, soll zudem mit mechanischem Verschluss 12 Bilder in der Sekunde schaffen (trotz der vermuteten gigantischen Auflösung von mindestens 45 Megapixeln) und zudem in 8 K filmen. Canon will also ganz offensichtlich auch sein Profil als d i e Marke für Videografen und Filmemacher wieder nach schärfen. Man darf gespannt sein. In einem neuen Artikel auf dieser Seite erklären wir dir zudem, was es es mit der Tiefenschärfe auf sich hat!
Mit Spannung erwartet: Neue Objektive!
Natürlich war bei beiden – bei Canons RF wie auch Nikons Z Mount – die Auswahl an nativen Optiken, die keinerlei Adapter benötigen, zunächst begrenzt. Das ging auch anderen Herstellern, wie Sony, anfangs so, wohingegen Panasonic – sicherlich ein geschickter Schachzug – auf die so genannte L Mount Allianz gesetzt hat. Damit konnten Käufer einer S 1 von Anfang an auf eine reichhaltige, allerdings auch reichlich teure Auswahl an hervorragenden Leica-Objektiven zurückgreifen.
Doch nun kommt immer mehr Bewegung in den Markt und bringen, neben Canon und Nikon selbst, auch Hersteller wie Samyang Objektive (Brennweite 14 und 85 mm) für den Z und RF Mount auf den Markt, wobei das Porträtobjektiv sogar mit einer beeindruckenden Lichtstärke von F 1.4 aufwartet.
Aufhorchen ließ natürlich insbesondere auch Canons RF 28-70 mm F 2 L USM Zoom-Objektiv mit (s) einem nahezu geräuschlosen Autofokus und einer exzellenten Bildleistung. Beeindruckend sind aber leider auch das Gewicht und der Preis (rund 3.200 Euro). Daher wird sich wohl nicht jedermann dieses gewaltige und lichtstarke Zoom-Objektiv an seine eher schmächtige Canon RP schrauben. Doch die angekündigte Roadmap macht Lust auf mehr: So sollen weitere, preisgünstigere Festbrennweiten wie ein RF 85 mm F 1.8 und ein RF 105 mm F 4 (womöglich das angekündigte Makro-Objektiv längerer Brennweite, denn ein 35 mm Mako gibt es ja bereits!?) auf den Markt kommen.
Auch beim Z Mount stellen Projektlisten wie auch die Gerüchteküche interessante Neuvorstellungen, darunter ein 14-24 mm F 2.8 und ein 50 mm F 1.2, in Aussicht. Generell bleibt festzuhalten, dass die Abbildungsqualität sowohl der bereits jetzt vorhandenen nativen Z Mount wie auch RF Mount Objektive den Linsen aus Spiegelreflexzeiten überlegen ist; je weiter Nikon und Canon ihre Auswahl an Optiken ausbauen, desto mehr dürften daher adaptierte Lösungen zurück gehen.
Doch was bedeutet das? Wer wird heute eine neue Nikon D 780 oder eine Canon 6 D-Mark 2 kaufen? Vermutlich derjenige, der bereits Altglas mit F Mount oder EF Mount in seinem Schrank hat. Oder aber derjenige, der preisgünstig an Canon- und Nikon-Spiegelreflexobjektive kommt. Diejenigen, die sich komplett neu ausstatten, dürften dagegen vermutlich eher zu einer EOS RP, EOS R oder auch – als Fan von Nikon – zu einer Z 6 tendieren. Denn letzten Endes wird die Spiegelreflex-Epoche früher oder später auslaufen. Schließlich kündigte Canon bereits an, die Entwicklung von neuen EF Objektiven einstellen zu wollen. Und auch Nikon scheint sich weitestgehend – trotz seiner beeindruckenden D 780 – auf den spiegellosen Markt zu fokussieren.
Unser Fazit?
Dennoch kann man auch heute mit einer digitalen Spiegelreflex, gar einer alten analogen Nikon oder Canon, noch tolle Bilder machen. Denn zu deren Gelingen trägt nach wie vor maßgeblich die Person hinter der Kamera bei. Zudem erfreuen sich gerade im Zeitalter des Z und RF Mounts einige der älteren Objektive wieder einer wachsenden Beliebtheit. Das ist bei Sony bezüglich der alten Minolta-Linsen so … und auch manche Canon-User entdecken derzeit das EF 20 mm f/2.8 USM an ihrer EOS R neu. Kein Wunder, denn das Weitwinkel mit seiner Ultraschall-Fokussierung und seiner Naheinstellgrenze von 25 Zentimetern sorgt hier für beeindruckende Ergebnisse mit einem ganz besonderen Look!
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